Alukoffer low budget
von Franz-Manfred Schüngel
Alukoffer sind bei Enduros und Reiseenduros als Gepäcksysteme sehr
beliebt. Sie sind robust und beim Camping als Sitzgelegenheiten nutzbar,
und die Optik spielt sicher auch häufig eine Rolle beim Kaufentscheid.
Einen guten Überblick über die verschiedenen Systeme gibt es
auf Carlos
Alukoffer-Seite.
Ein Alukoffersystem kann mit Träger schnell 500 € und mehr
kosten. Man erhält dafür aber ein erprobtes und qualitativ hochwertiges
System. Wer jedoch gern selbst Hand anlegt und ein paar kleinere Abstriche
macht, kann sich ein solches System auch für rund die Hälfte
zusammenbauen. Die folgende Beschreibung bezieht sich auf meine
Honda Transalp, beliebige Abwandlungen sind selbstverständlich
möglich. Die Preise sind ca-Angaben (Stand 2001).
Träger
Die vermutlich hochwertigsten Serien-Kofferträger für die Transalp
sind die von Hepco&Becker. Neben dem stabilen Rohr-in-Rohr-System haben
sie den Vorteil, dass es (z.B. von Touratech)
Adapterbleche gibt, mit denen beliebige Alukoffer einfach befestigt werden
können.
Neben dem Preis störte mich an dieser Lösung jedoch der grosse
Abstand zwischen dem rechten Seitenträger und dem hochgelegten Auspuff
der Transalp, der die ohnehin vorhandene Asymmetrie noch verstärkt.
Ich habe mich für die sehr billigen (55 €) Carry-Kofferträger
entschieden, die bei Polo vertrieben
wurden (anscheinend werden sie jedoch nicht mehr angeboten, der billigste
Träger ist dann der Five Stars mit rund 100 €). Sie machen einen
robusten Eindruck, im Gegensatz zu den Hepco-Becker-Trägern haben
sie beispielsweise zwei Befestigungspunkte an der Gepäckbrücke.
Neben zusätzlichen Distanzstücken, die sich aus einem Rohr schnitzen
lassen, sind jedoch noch Modifikationen zur Montage von Alukoffern notwendig:
So muss die Befestigungsnase zur Befestigung der passenden Plastikkoffer
bündig abgeflext werden, und am hinteren Rohr muss ein Blech im rechten
Winkel angeschweisst werden, wenn die Halterung so ausgeführt werden
soll wie hier beschrieben. Möchte man die Boxen höher montieren.
als ich das getan habe, müssen auch noch die dünnen Bügel
an der Unterseite der Träger abgeflext werden. Hinterher mit mattschwarzem
Lackspray lackieren und alles sieht wieder prima aus. |
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Koffer
Unter dem Aspekt des Preis-Leistungs-Verhältnisses wurden die Aluboxen
bei Därr in München bestellt. Es gibt sie dort in drei Grössen:
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Breite |
Höhe |
Länge |
Gewicht |
Inhalt |
Preis |
Bike Box |
238 |
370 |
485 |
3.0 kg |
31 l |
77 € |
Big Box |
268 |
370 |
485 |
3.2 kg |
36 l |
82 € |
Jumbo Box |
298 |
370 |
485 |
3.4 kg |
40 l |
87 € |
Der Unterschied in der Breite von jeweils 3 cm entspricht genau dem
Unterschied des Abstands der Rohrträger zur Mitte des Motorrads. Es
ist somit möglich, mit der kleinen und der mittleren Box einen symmetrischen
Aufbau zu konstruieren, der den Breitenunterschied durch den hochgelegten
Auspuff ausgleicht, indem der schmalere Koffer auf der Auspuffseite montiert
wird. Gleiches ist auch mit der mittleren und der grossen Box möglich,
so wie es hier gezeigt wird. Je nach Geschmack kann man natürlich
auch zwei gleich grosse Boxen verwenden.
Befestigung
Um die Befestigung wie hier beschrieben durchzuführen, ist weiteres
Material notwendig:
- 2 Butterflyverschlüsse (Därr, zusammen 10 €)
- 4 gleichschliessende Schlösser für Koffer und Befestigung
(Därr, 26 €)
- L- und Vierkant-Rohr-Profil (15 mm) aus Aluminium (Baumarkt, unter
10 €)
- Diverse Stücke Alublech, 5 mm Alunieten, ein paar Schrauben
und Kleinteile
- Silikon-Dichtmasse
- zwei Rollen d-c-fix Klebefolie (mattweiss, zusammen 10 €)
- zwei Spannriemen zur Sicherung der Boxen (empfohlen)
Das Befestigungssystem orientiert sich an dem der Hepco-Becker-Boxen:
Die Box wird (in Fahrtrichtung) vorn eingehängt und hinten mit dem
Butterflyverschluss befestigt. Um sich über die generelle Position
der Boxen klar zu werden, kann man diese an den montierten Trägern
mit Gummiriemen befestigen. Neben der Optik ist auf genügend Schräglagenfreiheit,
einen nicht zu ungünstigen Schwerpunkt und auf hinreichenden Platz
zum Sitzen (Sozia?) zu achten. Die ungefähre Position kann man dann
markieren. |
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Die Bilder zeigen, welche Teile an der Box befestigt wurden. Der 'Haken'
zum Einhängen in Fahrtrichtung besteht aus zwei Vierkantprofilen mit
15 mm Kantenlänge, einem 2 mm-Blech zum Anpassen an den Durchmesser
des Rohrträgers und einem breiteren 3 mm-Blech. Auch von innen ist
hier wie am Butterflyverschluss die Seitenwand der Box mit einem Blech
verstärkt worden. Das Verrutschen der Box nach unten wird auch durch
ein 15 mm-Vierkantprofil verhindert, das Verrutschen nach hinten und oben
verhindert ein gebogenes L-Profil. |
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Zum genauen Positionieren der Teile ist es ratsam, die Träger abzumontieren.
Den Träger in der richtigen Position auf die Box legen, das Aluminiumstück
anhalten und das erste Befestigungsloch bohren. Mit einer Schraube fixieren
und das zweite bohren. Wenn dieses auch mit einer Schraube fixiert ist,
können die restlichen Löcher gebohrt werden. Alles wieder auseinandernehmen,
die Bohrlöcher entgraten (etwa mit einem grösseren Bohrer) und
zusammenschrauben oder -nieten. Die überstehenden Schraubenenden können
dann noch bündig abgesägt werden.
Boxentuning
Werden die Boxen so verwendet, wie sie sind, bilden sich auf Klamotten
hässliche Flecke durch Aluminiumabrieb, welche schwer zu entfernen
sind. Hochwertige Alukisten sind deshalb innen pulverbeschichtet oder lackiert,
preiswertere sollte man innen mit Folie auskleben. Davor ist zu empfehlen,
den Falz am Boden der Box und alle Schrauben und Nieten mit Silikon abzudichten,
damit die Boxen ordentlich dicht sind. |
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Die Boxen sollte man noch zusätzlich mit einem Spanngurt sichern.
Die gezeigte Konstruktion hat sich sogleich auf einer Alpentour hervorragend
bewährt. Da die Boxen mit den Blinkern ein wenig in Konflikt kamen,
habe ich diese nach der Tour etwas nach hinten verlegt.
Beim folgenden Frankreichurlaub kamen noch härtere Zeiten für
die Boxen: Ein peinlicher Stossstangenkontakt beim Vordrängeln an
einer Tankstelle wurde nur mit einer kleinen Delle an der Vorderkante der
rechten Box quittiert; ein Umschmeissmanöver auf der Rückfahrt
nach rechts hatte allerdings die Folge, dass die Innenwand der Box leicht
eingedrückt wurde, wodurch die Box am Träger etwas wackelt. Repariert
wurde das mit einem Aluprofil, welches von innen an die Box genietet und
dann mit Folie verklebt wurde.
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